Dieses Blog durchsuchen

31.01.2013

Von toten Fräuleins...

Früher wurden die ledigen Frauen 'Fräulein' genannt. 
Oder zu einem 'Frl.' abgekürzt, was weniger zu schreiben gab.
Das war einmal...
Deshalb staunte ich heute Morgen nicht schlecht, 
als ich dank Frau Flohnmobils Beitrag wieder einmal 
die Suchbegriffe in meiner Blogstatistik durchlas und das hier vorfand: 
blog fräulein hanna.
Sofort glomm in mir ein Verdacht auf: 
Das konnte nur der ältere, politisch korrekte Kollege von einst gewesen sein! 
Als wir jungen, aufmüpfigen Frauen nämlich Ende der Siebzigerjahre 
das 'Frl.'-Schildchen an der Schulzimmertüre überklebten, 
weil wir mit 'Frau' angesprochen werden wollten, 
gab es beim Pausenkaffee eine emotionale und heftige Diskussion. 
Das Schlussvotum gab dann der ältere Kollege ab:
"Ich verstehe euch einfach nicht!
Mit 50  wärt ihr stolz, spräche euch ein Mann noch mit 'Fräulein' an!"




PS. Auf  Hausfrau Hannas erstem und einzigem Auto, einem orangen Renault 4, prangte neben dem violetten Frauenzeichen mit geballter Faust noch ein weiterer Kleber:

"Das Fräulein ist tot! Es lebe die Frau!"


PPS. So war das damals...





30.01.2013

Unsentimental und ergreifend


Am Anfang des Buches steht eine Telefonliste, die die  Autorin Åsa Linderborg nach dem Tode des Vaters in seinem Portemonnaie findet. Ganz zuoberst auf der Liste ihr Name, Åsa, dahinter ihre Privatnummer. 
Es folgt die Nummer, unter der ihr alkoholkranker Vater notfallmässig Schnaps bekam. 
Weiter unten eine Reihe Nummern von 'Schädel, Buster, Schlange, Dreckfink, Babben, Blümchen, Bella und Britta mit den Titten.' 

Dann folgt Åsa Linderborgs ganz persönliche Geschichte:



PS. Letzte Woche haben wir das Buch in der Originalausgabe 'Mig äger ingen' im Schwedischkurs beendet.
Es handelt von einer Vater-Tochterbeziehung und einer Kindheit unter schwierigen Umständen in den 70er-Jahren. Die Autorin schrieb Persönliches so auf den Punkt, ohne jede Sentimentalität, aber auch ohne jede Anklage oder Verurteilung, dass ich immer wieder innehielt beim Lesen, den Tränen den Lauf lassend.

PPS. Lesen! Auch wenn es 'nur' die deutsche Übersetzung ist...

29.01.2013

Ein Nuller

Gestern Morgen lief ein Marienkäferchen über den Fenstersims in der Stube.
"Das bringt Glück!" dachte ich.
Als ich am Nachmittag den Lottoschein dem Kioskmann zur Kontrolle hinstreckte, sagte dieser bedauernd:
"Leider ein Nuller!"



27.01.2013

Rappenspalter!

Gestern Samstag assen wir auswärts.
Die Gaststube hatte eine gemütliche, warme Ausstrahlung. Das Essen war lecker.
Und die Bedienung sehr zuvorkommend, aufmerksam und freundlich mit allen Gästen.
Alles war genauso, wie ich es schätze.
Dann verlangte ein Herr am Nebentisch die Rechnung und bezahlte die gesamte Essensrunde.
Anschliessend knübelte er das Herausgeld mit spitzen Fingern bis auf den allerletzten Rappen zusammen und versorgte es im Portemonnaie...

Der 'järnpojke' in Stockholm 


PS. Der Rappenspalter von Gestern hat heute diesen (zugegeben nicht sehr gehaltvollen) Vierzeiler bewirkt:

Ein Rappenspalter
mit Namen Walter.
Der spaltet die Franken
nicht nur in Gedanken... 


Hausfrau Hanna




25.01.2013

Zeit der Liebe



gehört zu den bekanntesten Schriftstellerinnen Schwedens. 
Sie ist Autorin von Romanen und Gedichten, 
Und sie schreibt ebenfalls Liedtexte für den ehemaligen 'ABBA'-Musiker Benny.
Für ein Konzert im Gedenken an die ermordete Aussenministerin Anna Lindh 
schrieb sie diesen Psalm, und Benny Andersson vertonte ihn:
Er geht direkt, ohne Umweg, ins Herz!
Sången går rakt i hjärta utan att ta omvägen över hjärnan:


Rör vid mig nu. Berühr mich jetzt.
Fyll mitt liv ända till brädden. Füll mein Leben bis zum Rande.
Jag som var ett barn då, Ich, die damals ein Kind war,
Söker min sång. Suche mein Lied.

Vem tog min sång? Wer nahm mein Lied?
Vem berövade mig gåvan? Wer beraubte mich meiner Gabe?
Vem gav mig min styrka? Wer gab mir meine Kraft?
Jag var ett barn. Ich war ein Kind.

Kärlekens tid. Zeit der Liebe.
Har bevarat min längtan. Hat meine Sehnsucht behütet.
Jag som var ett barn då, Ich, die damals ein Kind war,
Söker min sång. Suche mein Lied.

Rör vid mig nu. Berühr mich jetzt.
Fyll mitt liv ända till brädden. Füll mein Leben bis zum Rande.
Du gav mig min hunger. Du gabst mir meinen Hunger.
Jag är ett barn. Ich bin ein Kind.

24.01.2013

Eine fast weisse Rose...


... nur für Anhora!
Sie feiert, wie ich ihrem Kommentar entnehmen konnte, leider erst übernächste Woche Geburtstag. 
Und hätte deshalb vom gestrigen Rosenbukett nichts abbekommen ;)
Ich wünsche deshalb im Voraus und auf diesem Weg viel Liebes und Gutes zum Baldgeburtstag. 
Oder wie es auf Schwedisch heisst: 

Grattis på födelsedagen, kära Anhora, ha det så bra!




PS. Übrigens schrieb mir Anhora als eine der ersten und mir völlig unbekannten Bloggerinnen vor bald drei Jahren, als ich mehrere Wochen in Stockholm lebte, einen Kommentar zu einem Beitrag, den ich aus grosser persönlicher Betroffenheit veröffentlichte. 







23.01.2013

Ein Rosenbukett...



... auf diesem Weg für alle, die diese und nächste Woche Geburtstag haben und die ich nicht persönlich überraschen kann... :)


22.01.2013

Rotgestempeltes VERMISST


Gestern fand ich einen an mich persönlich adressierten Brief in der Post vor und begann zu lesen:

"Liebe Hausfrau Hanna

In früheren Jahren durfte das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) von Ihnen wertvolle Spenden entgegennehmen. Herzlichen Dank! Im 2012 jedoch haben wir von Ihnen keine Unterstützung erhalten. Wir bedauern sehr, Sie nicht mehr zum geschätzten Kreis der SRK Spenderinnen und Spender zählen zu dürfen."

Leicht befremdet las ich weiter.
Der Hauptteil handelte dann vom Schicksal einer alleinstehenden 89-jährigen Frau im eisigen Weissrussland, die in einem abgelegenen Häuschen zweimal in der Woche von einer freiwilligen Mitarbeiterin und einer Tasche mit unbedingt benötigten Nahrungsmitteln besucht wird.
Soweit, so gut. Und tatsächlich habe ich dem SRK schon einmal gespendet. Stirbt jemand aus meinem nahen Umfeld und geben die Angehörigen eine Institution ihres Herzens an, folge ich diesem Wunsch nach einer Spende gern.
Aber das heisst für mich nie und nimmer, dass ich dieser Institution weiterspende.
Ja, sie grenzen an Nötigung, diese salbungsvoll geschriebenen und mitleiderregend tönenden Briefe.
Und sie bewirken bei mir das pure Gegenteil.
Ich gehe auf Distanz. Innerlich und äusserlich.
Auch wenn man mir und meinen Lieben am Schluss von Herzen im noch jungen Jahr beste Gesundheit, Glück und Wohlergehen wünscht:
"Und - vergessen Sie bitte das SRK nicht!"


PS. Doch! Genau das werde ich!

PPS.  Tinu schickte mir einen Link per Kommentar zum gleichen Thema. Hier lesen!



21.01.2013

Choralverballhornungen...


Vor vielen Jahren sang ich in einem Chor. Einer der Sänger war Organist und spielte nicht nur gut auf dem Kircheninstrument, er war auch rhetorisch begabt und unterhaltsam.
Und so lockerte er hin und wieder eine anstrengende Probe während der Pause auf mit ganz besonderen Müsterchen: Mit Choralverballhornungen.
Ich habe in der Zwischenzeit die meisten vergessen. An zwei jedoch vermag ich mich noch zu erinnern:
a) Wie heisst der Choral, der mit den Worten beginnt: "Warum sollt ich mich grämen?"
b) Und welcher beginnt mit den Worten: "O Haupt voll Blut und Wunden."



PS. Hier die Auflösung:
a) Niveachoral.
b) Der zweite passt irgendwie zur Saison der winterlichen Schlachtplatten:
Metzgerchoral...


19.01.2013

Befreiendes Unterwegssein


Auf den verschneiten Wegen entlang des Flusses herrschte Hochbetrieb. Wohl noch nie joggten soviele Menschen an mir vorbei: Leichtfüssige, eingesunkene, keuchende, locker zusammen sprechende. 
Obwohl ich nicht rannte, nur ging, brachte mich das Unterwegssein dem Fluss entlang wieder ins Lot...


PS. Ich wünsche ein schönes Wochenende und grüsse alle, die ebenfalls unterwegs sind:
Spaziergänger, Joggerinnen, Autofahrer und andere Vorbeiziehende...

18.01.2013

Zum Fressen gern...


"Die köstlichsten Leckerbissen unseres Lebens sind
jene Menschen, die wir zum Fressen gernhaben dürfen."

österreichischer Lehrer, Dichter und Aphoristiker
 geb. 1955



PS. Martialisch tönende, aber zärtlich gemeinte Worte wie "Ich habe dich zum Fressen gern" führen zu grossen, fragenden Kinderaugen.
PPS. Denn Kinder verstehen unter "zum Fressen gern"  Hot Dog mit Ketchup, Pizza, Pasta und Eis...

17.01.2013

Schwitzen bei null Grad!


Mit einem "god fortsättning
begannen wir diese Woche die erste Schwedischstunde.
Nach der mehrwöchigen Pause war mein Grosshirn gefordert. 
Die geistige Auseinandersetzung mit dem Stoff wärmte mich derart auf, 
dass ich die Kälte draussen, als wir uns gutgelaunt und angeregt unterhaltend 
auf den Weg zur Tramstation machten, nicht spürte.
"Du bist wie ein Eskimo", sagte die neben mir gehende,
in viele Schichten eingehüllte Schwedischteilnehmerin, 
"die beginnen auch zu schwitzen bei null Grad."


PS. Jetzt fehlt nur noch ein Iglu, in das ich umziehen kann... ;)

15.01.2013

Hinter dem Nebel...


"herausrudern
aus dem nebelstreifen
ins weite meer "


Haiku von Masaoka Shiki (1867-1902)




PS. Gut zu wissen, dass sich hinter dem milchweissen Nebel die Weite auftut. 
So man zuvor den Aufwand nicht scheut...

13.01.2013

12.01.2013

Zwischen zwei Haltestellen (37)


Gestern im Tram.
Eine junge Frau mit Kinderwagen steigt ein. 
Eigenartige Geräusche ertönen.
Ein Knurren, Prusten, Schnauben, Niesen. 
Schon werfen die Mitmenschen die ersten missbilligenden Blicke.
"Sei endlich still!" sagt die Mutter energisch.
Nur, das Kleinkind sitzt still und zufrieden da, den Nuggi im Mund.
Meine Augen wandern nach unten zum Gepäckteil des Kinderwagens.
Dort sitzt  der Grund für die lauten Geräusche:
Ein Mops... ;)



11.01.2013

Perspektivenwechsel


"Fürchte dich nicht vor dem langsamen Vorwärtsgehen, 
fürchte dich nur vor dem Stehenbleiben." 

Konfuzius


 
Diese Furcht vor dem Stehenbleiben teile ich nicht.
Bleibe ich stehen, kann ich in Ruhe zurückschauen und 
sehe den Weg, den ich bereits zurückgelegt habe.
 Ich staune, erinnere mich an das, was war und 
erkenne klarer, was mir wichtig ist. 
Und was nicht. 
Ich hole Atem. 
Und gehe dann weiter.
 
PS. Durchaus auch mal zügig...
 
 
 

10.01.2013

Hausfrau Hannas Lernmethode



"Ont krut förgås inte så lätt", las ich vorgestern bei Keri in ihrem deutschschwedischen Blog Mondschnee/månsnö.
"Untkrütförgosintesolättuntkrütförgosintesolättuntkrütförgosintesolätt", wiederholte ich den Satz halblaut und gleich mehrere Male hintereinander. Das ist meine bevorzugte und gut funktionierende Methode, mir etwas Neues auf Schwedisch einzuprägen. Soeben hatte ich ein Sprichwort gelernt, das mir ab sofort und jederzeit anwendungsbereit zur Verfügung steht :)

PPS. Also ich hätte das Sprichwort mit meinen Schwedischkenntnissen wohl so in den Mund genommen: "Ogräs förgår inte."

PPS. Und hier endlich die Auflösung!



 

09.01.2013

Museumspass sei dank...

... ging ich zwischen Weihnachten und Neujahr in eine Ausstellung. Ohne Pass und freien Eintritt hätte ich es wohl sein lassen, denn der Name des Künstlers, Markus Raetz, sagte mir  nichts.
Nun, manchmal ist es ein Vorteil, sich unbeeindruckt von einem berühmten Namen und ohne Vorstellung und Bilder im Kopf einzulassen auf etwas Neues, Unbekanntes.
Ich ging also durch die Museumsräume, blieb stehen vor Wänden mit Fotos und Bildern und staunte genauso wie die Kinder neben mir über die aus Naturmaterial zusammengefügten Objekte. In einem der Räume fragte ich die Aufsicht, ob sie die beiden auf einem Sockel stehenden Körper in Bewegung setzen würde. Und stand dann zwei Minuten gebannt vor der rotierenden Skulptur, die zu einer eleganten, wendigen Tänzerin wurde.
Angetan hatten es mir auch die in Vitrinen ausgestellten kleinen Notizbücher des Künstlers mit seinen Skizzen, Einträgen und Gedanken:

"Einer stand dem andern immer vor dem Licht,
warf ihm immer den Schatten seines Kopfes an den Kopf und
erhielt dadurch erst noch einen Strahlenkranz (in den Augen des andern)."

Plötzlich vor einer Aufnahme dann ein Blitz der Erinnerung, der mich durchfuhr:
"Dieses Gesicht aus Steinstelen habe ich doch schon einmal gesehen!"
Aus Hausfrau Hannas Fotoalbum, August 1984/ Grün 80

Tatsächlich! 
Es war damals im Sommer 1984 an einer Skulpturenausstellung in der Grün 80. Unten auf der Wiese war man umgeben von scheinbar zufällig angeordneten Steinstelen. Oben vom kleinen  Hügel sah man plötzlich in ein menschliches Gesicht.
Der Künstler von damals hiess Markus Raetz. Sein Name war mir entfallen. Sein Werk jedoch blieb mir unauslöschlich in Erinnerung.

 

PS. Die Ausstellung von Markus Raetz im Kunstmuseum Basel dauert noch bis 17.Februar.

08.01.2013

Die letzte Decke


Ich denke an meine Mutter.
Sie starb vor genau zehn Jahren an einem Januartag, als es ohne Unterbruch schneite und die Flocken fingerbeerengross vom Himmel herunter fielen.
Das Wetter war so schlecht, dass niemand aus der Familie sie besuchen konnte oder wollte.
Im Nachhinein erschien es, als ob sie das Alleinsein, die Stille und Ruhe gebraucht hätte für den leisen Abschied in die andere Welt.

Als ich etwas vor Mitternacht ein Taxi bestellte, um meine Mutter nochmals zu sehen, fielen die Flocken nur noch spärlich. Im Scheinwerferlichts des Autos sah es aus, als ob vereinzelte, weisse Schmetterlinge heruntersegeln würden.
Überall auf den Wegen und Feldern lag eine dicke, weisse Decke.
Als ich mit zitternden Beinen aus dem Taxi stieg, wünschte mir der Fahrer eine gute Nacht...





Weicher grosser   
Schnee
Löscht mein Herz
Es brennt -
Ich  erwarte den Tag
An dem der Kreis
Meiner Jahreszeiten
Sich schliesst.


Lommas
Naivadas
Stüdan meis
Cour chi arda -
Eu spet sün quel
Di cha'l tschierchel
Da mias stagiuns
As serra.


Luisa Famos (geb.1930 in Ramosch, gest. 1974 in Ramosch)




07.01.2013

Radiohören mit offenem Mund

Heute Morgen hatte ich bereits um 9 Uhr die jährliche Zahnkontrolle. Während die behandschuhten Hände der Dentalhygienikerin in meinem Mund präzis und sanft Zahn um Zahn mit dem Häkchen kontrollierten, lief im Hintergrund leise SRF 3. Ich kannte nur eines der Stücke: AC/DC "Highway to Hell".
Ganz zum Schluss der Behandlung, beim Polieren der Zähne, bekam ich noch ein paar Sätze aus der Sendung mit der Radioastrologin 'Madame Etoile' mit.
Die momentane Sternkonstellation scheint nicht ohne zu sein. Diese Woche gehe es nicht auf die lockere Art, da bis Freitag noch der Saturn bremse. Man solle also den Ärger zügeln und die vier Tage noch durchbeissen und aufs Maul hocken.
Und genau in diesem Moment sagte die Dentalfachfrau durch ihren Mundschutz: "Sie dürfen jetzt spülen."
PS. Was ich auch sofort tat und deshalb nicht mehr mitbekam, ob sich die Sterne aufs Wochenende hin günstiger positionieren ;)

05.01.2013

24000 Küsse


Die Augen tränen, die Nase läuft, der Hals kratzt:
Ich bin sehr stark erkältet.
Im Radio lief dieses Uraltlied.
Heute ist unser Hochzeitstag, und wie Celentano sage ich:
"Ti voglio tanto bene!"
Nur das mit den vielen Küssen wird wohl nichts...


04.01.2013

Kleine Bitte



Letztes Jahr im aufliegenden Bitt- und Wunschbuch der Domkirche gesehen 
und gelächelt:




PS. Gott hat bestimmt auch gelächelt...





03.01.2013

"Glück lebt man"


"Glück lebt man. Belastendes spricht man aus, um es zu begreifen, um sich davon zu befreien."

Maxie Wander, österreichische in der DDR lebende Schriftstellerin
1933-1977



Heute könnte Maxie Wander ihren 80.Geburtstag feiern.
Und ich erinnere mich an ihre Tagebuchaufzeichnungen und Gedanken: 'Leben wär' eine prima Alternative'.
Das Buch prägte und beeindruckte mich wie wohl kaum ein anderes - damals, anfangs der Achtzigerjahre, als ich eine junge Frau war.

02.01.2013

Musik in der Sprache


Manchmal trage ich mein Herz, die Begeisterung und die Freude ganz vorne auf der Zunge.
Wie kürzlich, als ich einer Bekannten erzählte, dass ich seit gut drei Jahren Schwedisch lerne.
Sie sagte mir ganz unverblümt und offen ins Gesicht, dass Schwedisch nun definitiv keine wohlklingende Sprache sei und nur romanische Sprachen in ihren Ohren musikalisch und schön tönten...

PS. Sie sollte sich einmal dieses Gedicht von Tomas Tranströmer, Literaturnobelpreisträger 2011, anhören. Geschrieben in einer verknappten, klaren, musikalischen Sprache.
Und genauso tönend:



Romanische Bögen

In der gewaltigen romanischen Kirche drängten sich die Touristen im Halbdunkel.
Gewölbe klaffend um Gewölbe und kein Überblick.
Kerzenflammen flackerten.
Ein Engel ohne Gesicht umarmte mich
und flüsterte durch den ganzen Körper:
"Schäm dich nicht, Mensch zu sein, sei stolz!
In dir öffnet sich Gewölbe um Gewölbe, endlos.
Du wirst nie fertig, und es ist, wie es sein soll."
Ich war blind vor Tränen
und wurde auf die sonnensiedende Piazza hinausgeschoben
zusammen mit Mr. und Mrs. Jones, Herrn Tanaka und Signora Sabatini,
und in ihnen allen öffnete sich Gewölbe um Gewölbe, endlos.

Aus: Sämtliche Gedichte. Aus dem Schwedischen von Hanns Grössel. München: Hanser 1997
© 1997 Carl Hanser Verlag München Wien





01.01.2013

Zwischen den Jahren

Der Silvester war völlig unspektakulär: Wir wanderten.
Erst der Autostrasse entlang. Danach durch den menschenleeren Wald und über ein von Wildschweinen zerwühltes Feld. Und ganz am Schluss dann, als wir das einsame Hüttchen fast erreicht hatten, überquerten wir noch eine regennasse Wiese voller Mauslöcher:
 
Nebeneinander am mottenden Feuer:
 
Etwas schwarz die Wurstspitzen:

Weitsicht auf die Alpen und grosses Rätseln, wie die Gipfel heissen:

 
Halbvoll oder halbleer - je nachdem... :
 

PS. Allen ein gutes Neues Jahr 2013 mit  365 leeren, offenen Tagen - ett riktigt Gott Nytt År till alla i Sverige och stor nyårskram!
Hausfrau Hanna